Etappe 2 – Bamberg bis Münnerstadt

Gott, bin ich fertig! So, oder ähnlich müsste ich eigentlich anfangen. 98 km, 29 Grad, um mal ein paar Zahlen zu nennen. Aber schön der Reihe nach…

Ich starte um kurz nach Neun. Am Anfang denke ich noch, dass ich nach 30 km dann mal Pause machen könnte. Ich genieße nicht die Umgebung, sondern denke nur daran, wie weit ich heute wohl kommen werde.

Den Main-Radweg kann man gut fahren. Man merkt deutlich, dass es tendenziell nach unten geht. Auf einmal meint mein Navi mich über einen Berg schicken zu müssen. Ich fahre natürlich hinterher und verfluche das Teil, als es mich hinter dem Berg wieder auf den Radweg entlang der Hauptstraße leitet. Manchmal sollte man eben doch einfach den Schildern folgen.

Ich komme durch einige schöne Orte. In einigen gibt es auch Wohnmobilstellplätze direkt am Main. Schnell ein Foto  als Merkzettel gemacht.

Manchmal gleicht der Radweg eher dem Pilgerpfad nach Santiago de Compostela – nur eben mit Fahrrädern. Ich überhole Kolonnen rüstiger Rentner, die teils gemütlich, teils aber auch sehr ambitioniert unterwegs sind. So klebte mir eine ganze Weile einTross älterer Herren am Hinterrad, bis mein Navi sich entschied unsere Wege zu trennen.

Als mein Blick das nächste Mal auf den Tacho fiel, hatte ich bereits 40 Kilometer runter. Es lief gut. Sogar viel besser als ich erwartet hatte. Mein Hintern machte keine Probleme, ich hatte meinen Rhythmus, so dass ich beschloss bis nach Schweinfurt durchzufahren.

Gegen 12 Uhr habe ich Schweinfurt erreicht. Ich befasste mich zunächst mit der Planung des weiteren Streckenverlaufs und suchte mir ein schattiges Plätzchen, da die Mittagssonne doch schon heftig herunter brezelte.

Ich suchte mir ein Hotel ein für die nächste Nacht, war aber unschlüssig, welche zusätzliche Distanz ich mir zumuten sollte. Es ist dem Umstand zu verdanken, dass in Bad Neustadt an der Saale niemand ans Telefon ging und ich daher für das näher gelegene Hotel Tilman in Münnerstadt entschieden habe. Wie sich später herausstellen sollte, genau die richtige Entscheidung.

Nachdem ich die Buchung vorgenommen hatte und es schon nach Mittag war, suchte ich mir Lokal. Kohlenhydrate in Form von Nudeln, eine Apfelshorle und ein doppelter Espresso stärkten mich für die letzte Etappe des Tages.

Kurz hinter Schweinfurt verließ ich den Main-Radweg, um auf dem Main-Werra-Radweg weiter nach Norden zu fahren. Dies bedeutete aber auch gleichzeitig Abschied nehmen von den abwärts verlaufenden Radwegen und um die hügelige Rhön willkommen zu heißen, die ich als Autofahrer schon nicht mag.

Die Sonne steht wie festgenagelt am  blauen Himmel. Trotz Sonnencreme habe ich das Gefühl, dass sie mir die Unterarme verbrennt. Ich ziehe mir meine Armlinge an, die eigentlich als Kälteschutz gedacht sind – getreu dem Motto: lief mehr schwitzen als Sonnenbrand.

Als ich dem Radweg folge und um eine Ecke biege, sehe ich zu meiner Rechten ein Kneipp-Becken mit Bänken drum herum. Ich brauchte keine Sekunde, um mich für eine Pause zu entscheiden. Das kühle Nass war eine Wohltat.

Gerade als ich weiterfahren möchte, klingelte mein Telefon. Es war Geli, die zusammen mit Sebastian, Maximilian und Theresa auf dem Weg von Fulda zurück nach München waren. Wie sich herausstellte, waren sie nur ca. 15 km von meiner aktuellen Position entfernt, so dass wir uns in der nahegelegenen Storchs-Mühle in Oberwerrn verabredeten.

Die Empfehlung zur dortigen Einkehr habe ich von einer Radl-Truppe bekommen, die ebenfalls im Kneipp-Becken Erfrischung suchte. In der Storchs-Mühle gab es lecker Brotzeit, aber auch hervorragenden Kuchen und gespritzten Apfelmost, von dem ich mir gleich zwei in den Kopf stellte.

Wir saßen gemütlich zusammen. Maximilian und Sebastian haben Tret-Traktor und -Auto für sich entdeckt und ich hätte durchaus noch länger bleiben wollen, aber ein Check der Strecke in Google Maps zeigte auf, dass ich doch noch 27 km vor mir hatte.

Liebe Schneiders, es hat mich riesig gefreut, dass ihr an mich gedacht habt und wir uns so spontan getroffen haben.

Die letzten Kilometer sind mit Anstiegen durchzogen, die teils nur sehr langsam erklimme. Gegen Ende wird es wieder flacher und ich nehme wieder Geschwindigkeit auf. Nur noch 6 Kilometer. Nur noch 5 Kilometer. Je näher ich dem Ziel komme, desto schneller werde ich.

Endlich erreiche ich Münnerstadt und das Hotel. Ich lege mich erst einmal aufs Bett und warte, dass ich aufhöre zu schwitzen. Nach dem Duschen und dem Auswaschen meiner Klamotten gehts zum Essen.

Ich sitze vor dem Hotel, welches direkt an der Straße gelegen ist. Nicht, dass Münnerstadt groß wäre, aber hier geht es zu, wie auf der Leopoldstraße. Ständig fährt hier ein aufgepröllter Golf vorbei, mit Bässen, die meine Fritten auf dem Teller zum Hüpfen bringen.

Gute Nacht.

2 Gedanken zu „Etappe 2 – Bamberg bis Münnerstadt

  1. Hi Max, es macht richtig viel Spass deinen Tagesverlauf zu lesen …. richtig gut geschrieben und sehr gut vorstellbar. An uns geht kein Beitrag vorbei – verlass dich drauf.

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